Monatsvorträge


Von Februar bis November eines jeden Jahres findet an jedem dritten Mittwoch des Monats um 19:00 Uhr im Hörsaal der AVV ein Vortrag statt, gehalten durch Dozenten von astronomischen Instituten in ganz Deutschland und erfahrenen Amateurastronomen. Die Vorträge decken ein breites Spektrum astronomischer Forschung und teilweise auch die Historie der Astronomie und speziell des Observatoriums Hoher List ab und sind so konzipiert, dass sie von einem Laienpublikum leicht verstanden werden können. Heuer starten wir ausnahmsweise bereits im Januar!

21.02.2024


Dr. Norbert Junkes
Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn

Planeten um andere Sonnen

Zusammenfassung:

Seit 1995 mit 51 Pegasi b der erste Planet um einen normalen Stern außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt wurde, hat die Erforschung extrasolarer Planeten einen erstaunlichen Aufschwung erfahren. Im Jahr 2023 kennt man weit über 5000 dieser Objekte, und durch Beobachtungen zum Teil mit Raumsonden wie CoRoT und Kepler, wurden verblüffende Ergebnisse zustande gebracht. Es wurden bereits eine Reihe von Planeten mit vergleichbarer Masse zu unserer Erde gefunden, auch in der sogenannten habitablen Zone. Das ist ein Abstand zwischen Planet und Zentralstern, der aufgrund der abgeleiteten Oberflächentemperatur die Existenz von flüssigem Wasser auf der Planetenoberfläche ermöglicht. Unter dem Stichwort "Erde 2.0" hat das zum wiederholten Mal hohe Wogen in der Presse geschlagen.

Eine Reihe von Atomen und Molekülen in den Atmosphären extrasolarer Planeten konnten nachgewiesen werden, unter anderem bereits in einer der "First Light"-Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop James Webb (JWST).

Zwei im Bau befindliche Großteleskope, das "Extremely Large Telescope" (ELT) der ESO in Chile mit seinem Segmentspiegel von 39 m Durchmesser sowie das SKA-Observatorium (SKAO) mit einer großen Zahl von Radioantennen an Standorten in Westaustralien und Südafrika, dürften ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts die Beobachtung extrasolarer Planeten revolutionieren. Eine zweite Erde ist aber noch nicht in Sicht.


20.03.2024

Prof. Dr. Hendrik Hildebrandt

Ruhr-Universität Bochum

Institut für Theoretische Physik
Euclid - unser kosmologisches Weitwinkelobjektiv im Weltall

Zusammenfassung:

Was ist die Ursache für die beschleunigte Expansion des Universums? Diese Frage stellt eines der größten Rätsel der Physik des 21. Jahrhunderts dar. Gemeinhin wird eine sog. dunkle Energie angenommen, um dieses Verhalten zu beschreiben. Allerdings kennen wir bis heute keine fundamentale physikalische Beschreibung dieser mysteriösen Substanz. Vielleicht handelt es sich auch gar nicht um eine "Substanz" sondern um eine Unzulänglichkeit der grundlegenden physikalischen Theorien. Einzig kosmologische Beobachtungen scheinen in der Lage zu sein, uns einem Verständnis dieses Phänomens näher zu bringen. Insbesondere Messungen der Materieverteilung im Kosmos mit Hilfe des schwachen Gravitationslinseneffekts sind dabei vielversprechend. Genau diese Messungen sind das Ziel der ESA/NASA Euclid Satellitenmission die am 1. Juli 2023 von Cape Canaveral aus gestartet ist. In diesem Vortrag werde ich die Grundlagen dieser kosmologischen Messung vorstellen, aktuelle Messergebnisse von Vorgängerprojekten präsentieren, die vielleicht schon Hinweise auf den Ursprung der dunklen Energie liefern, sowie einen Ausblick auf die bahnbrechenden Daten, die wir in Kürze von Euclid erwarten, und die Technologie dahinter werfen. Wenige Monate nach dem Start von Euclid wird somit das aktuelle Wissen über diesen höchst spannenden Forschungsbereich zusammen gefasst in der Hoffnung, dass Euclid die Frage über das Wesen der dunklen Energie beantwortet oder aber das kosmologische Standardmodell über den Haufen wirft und uns etwas völlig Neues lehrt.


17.04.2024

Prof. Dr. Eva Grebel

ZAH, Universität Heidelberg

Galaktische Archäologie

Zusammenfassung:

Unser Sonnensystem ist mit über hundert Milliarden weiterer Sternsysteme Teil der Milchstraße, unserer Heimatgalaxis. Es gibt unzählige solcher Galaxien; sie sind die sichtbaren Anzeiger der großräumigen Materieve rteilung im Universum. Aber wie bilden sich solche Strukturen?

Die Entstehung und Entwicklung von Galaxien über kosmische Zeiträume können wir auf zwei Arten untersuchen: Zum einen durch die Beobachtung von Galaxien im jungen Universum, wo sich aufgrund der großen Entfernung aber kaum Details wahrnehmen lassen und wir nur die hellsten Objekte detektieren können, oder durch die Untersuchung naher Galaxien, in denen wir sogar einzelne Sterne analysieren können.

Letzteres nennt man "galaktische Archäologie". Hierbei dienen uns Sterne verschiedenen Alters als Fossilien vergangener Epochen. In unserer Milchstraße hat der Gaia-Satellit, der 1,8 Milliarden Sterne genau vermisst, diese Forschung in den letzten Jahren revolutioniert und erlaubt es uns, sogar die Zwerggalaxien, die in der Vergangenheit mit unserer Milchstraße verschmolzen sind und so zu ihrem Aufbau beigetragen haben, zu identifizieren und charakterisieren.


15.05.2024

M.Sc. Adam Enders
Astronomisches Institut der Ruhr-Universität Bochum


Zwerggalaxien: Zeugen und Treiber der kosmischen Evolution

Zusammenfassung:

Ein Blick über die Grenzen unserer Milchstraße hinaus veranschaulicht uns eindrucksvoll, dass das gesamte Universum von einer Vielzahl von "Sterneninseln" durchzogen ist. Die prominentesten Vertreter dieser sogenannten Galaxien sind, ähnlich wie unsere Heimatgalaxie, wahre Giganten des Kosmos und beherbergen hunderte Milliarden von Sternen. In ihrer direkten Umgebung trifft man jedoch häufig weitere Galaxien an - kleine Begleiter, die aufgrund ihrer geringen Größe zunächst völlig unbedeutend scheinen. Doch der Schein trügt: Mit zunehmend empfindlicheren Instrumenten und neuen Beobachtungsstrategien haben Astronomen in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr dieser Zwerggalaxien ausfindig machen können, und heutzutage wissen wir, dass diese Klasse von Galaxien zahlenmäßig mit Abstand die Häufigste im Universum ist.
Dieser Vortrag ist ganz den Zwerggalaxien und ihren Eigenschaften gewidmet und soll ihre maßgebliche Rolle in der Entwicklung unseres Kosmos näher beleuchten. Von der Formation der ersten Galaxien über den letzten "großen Phasenübergang" des Universums bis hin zur Evolution der heutigen massereichen Galaxien werden wir uns auf eine Reise durch 13 Milliarden Jahre kosmischer Geschichte begeben und feststellen, dass Zwerggalaxien dabei nicht wegzudenken sind. Und auch die Perspektive des beobachtenden Astronomen wird eingenommen, denn manche Zwerggalaxien sind wahre Exoten und halten noch einige Überraschungen bereit - unter ihnen schlummern sogar noch einige Relikte aus den frühen Tagen des Universums, die eines Tages der Schlüssel zum Verständnis der Entstehung der allerersten Sterne werden könnten...


19.06.2024

Kein Vortrag!


17.7.2024

Prof. Dr. Uli Klein

AIfA Bonn und AVV am Hohen List

10 Jahre Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA)

Zusammenfassung

Seit mehr als 10 Jahren ist ALMA, das leistungsfähigste Interferometer im mm- iund submm-Wellenlängenbereich, in Betrieb. Der Vortrag schildert in leicht verständlicher Form noch einmal die zurgrunde liegende Technik der Radiointerferometrie, um sodann die neuesten Beobachtungsergebnisse Revue passieren zu lassen. Der Zuhörer wird staunen, welch spektakuläre Forschung durch effektive Kollaboration vieler Institutionen und motivierter Wissenschaftler zustande kommt.


21.08.2024


Kein Vortrag


18.09.2024

Prof. Dr. Bruno Leibundgut
ESO Garching

Turbulenz in der Kosmologie – Verstehen wir das Weltall?

Zusammenfassung

Unser Verständnis des Universums ändert sich ständig. Ein expandierendes Universum mit einem zeitlichen Anfang im Urknall entspricht den meisten Beobachtungen. Allerdings beinhaltet dieses Modell einige 'freie' Parameter, die noch nicht physikalisch verstanden sind. Dazu gehören 'Dunkle Energie', welche die heutige Expansion des Universums beschleunigt, und 'Dunkle Materie', ohne die Galaxien nicht stabil sind. Außerdem gibt es Hinweise durch Messungen der kosmischen Expansionsrate, dass unser kosmologisches Weltbild möglicherweise unvollständig ist. Die Errungenschaften und Problem der heutigen Kosmologie sollen in dem Vortrag vorgestellt werden.


16.10.2024

Prof. Dr. Max Camenzind

ZAH, Universität Heidelberg

Faszination kompakte Objekte

Zusammenfassung

Kompakte Objekte sind stellare Objekte, die ein geringes Radius-Masse Verhältnis aufweisen – genauer spielt der Schwarzschild-Radius eine entscheidende Rolle. Zu diesen Objekten gehören heute Weiße Zwerge, Neutronensterne und Schwarze Löcher. Schwarze Löcher sind besonders interessant, da sie reine Geometrie darstellen – Materie spielt im Aufbau keine Rolle. Besonders interessant sind Binärsysteme bestehend aus zwei kompakten Objekten – sie strahlen Gravitationswellen ab, werden immer enger und können heute mit LIGO, Virgo und KAGRA detektiert werden.


Quallen im Weltall - Magnetfelder und Sternentstehung außerhalb von Galaxien

20.11.2024

Dr. Ankla Müller

Astronomisches Institut der Ruhr-Universität Bochum

Quallen im Weltall - Magnetfelder und Sternentstehung außerhalb von Galaxien

Zusammenfassung: 

Was bezeichnen Astronom*innen als Quallen und warum ist es interessant diese Objekte genauer zu analysieren? Einen Überblick, sowie neueste Forschungsergebnisse werden vorgestellt: Als Quallen werden Galaxien bezeichnet, die neben ihrer spiralförmigen Erscheinung einen Gasschweif hinter sich herziehen. Solche Objekte können z.B. in der Umgebung von sogenannten Galaxienhaufen entdeckt werden. Galaxienhaufen sind eine strukturelle Anordnung von vielen Galaxien in einem gravitativ gebundenen Komplex, gefüllt mit heißem Gas. Der resultierende Druck des Komplexes auf die sich darin bewegende Galaxie kann unter gewissen Bedingungen Gasschweife hinter der Galaxie ausbilden, in denen es zur aktiven Sternentstehung kommen kann. Wir beobachten somit Galaxien mit quallenartigem Aussehen. Warum können sich solche Gasschweife ausbilden und wie können dort Sterne entstehen? Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass die Magnetfeldstrukturen in solchen Galaxien uns Antworten liefern können.


In den Monaten Dezember und Januar finden witterungsbedingt keine Vorträge statt, ebenfalls nicht bei akutem Schneefall, da der Anfahrtsweg zwischen dem Parkplatz und dem Observatorium nicht geräumt wird. Die Höhe der Schneedecke entnimmt man am besten den Angaben für den Mäuseberg bei Daun. Auch die Webcams am Flugplatz Daun sowie rund um Schalkenmehren sind hier sachdienlich.

Die monatlichen Vorträge werden in hybrider Form durchgeführt - in Präsenz am Observatorium Hoher List und online via zoom. Für die Präsenzveranstaltung am Hohen List ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Daher ist eine Anmeldung mit Angabe "Präsenzteilnahme" über email (kontakt@hoher-list.de) zwingend erforderlich.

Online-Teilnahme:

AVV-Mitglieder erhalten zeitnah die Zugangsdaten per E-Mail.

Die Anmeldung für Nichtmitglieder erfolgt ausschließlich unter Angabe von Vor- und Nachnamen über email (kontakt@hoher-list.de). Die Zugangsdaten werden nach Zahlung der Teilnehmergebühr (Erwachsene: € 5,00 / Schüler u. Studenten: € 2,50.

Kontodaten:

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